Ein Mann im gelben T-Shirt und mit schneeweißem Vollbart der mit dem Fahrrad einen Gebirgspass hinabrollt. Die Kulisse ist menschenleer. Ein Blick in die Wildnis. Natur pur.
"Ich fühle mich privilegiert, in der Welt unterwegs sein zu dürfen, so wie ich dies mache, mit dem Fahrrad. Da draußen, in und mit der Natur die meiste Zeit meines Lebens zu verbringen..."
Tilmann Waldthaler nennt sich selbst einen Fahrrad Abenteurer oder Fahrrad Nomaden. Seit vierzig Jahren ist er mit dem Rad unterwegs. Über 400.000 Kilometer hat er zurückgelegt.
Auf seiner Homepage blickt der Weltenbummler mit deutscher Herkunft auf seine Anfänge zurück.
"Ich habe während einer Autofahrt in den Wüstengebieten Australiens einen Tourenradler getroffen. Bis dahin war es mir nicht bekannt, dass es Leute gibt die ihre Energie durch die Fortbewegung auf einem Fahrrad verschwenden und mit Sack und Pack durch die Länder ziehen. Meine Gedanken ordneten diese Touros eher als Verrückte, Wahnsinnige oder im besten Fall ziellose Exoten ein.
Bis zu dem Tag an dem ich Jean Pierre in der Wüste getroffen habe. Ruhig, mit funkelnden Augen und einer unglaublichen Ausstrahlung stand er am Straßenrand. An diesem Tag wurde mein Leben über den Haufen geworfen. Nach unserer Begegnung war mir bewusst, dass ich zumindest eine kleine Tour probieren möchte.
Schritt für Schritt, Tritt für Tritt fuhr ich von kürzeren Tagesetappen hinein in die Welt der Verrückten und der Exoten."
Ob Solo zwischen den Polen oder beim Radeln am Äquator entlang. Waldthaler schaut mit seinen fünfundsiebzig Jahren auf ein bewegtes und abenteuerliches Leben zurück.
3 Projekte, 2 Kontinente und der Ruf des Abenteuers. Auf Schatzsuche im Nebenwald, mittendrin im la dolce vita und on the road im Niemandsland. Mit diesen Worten kündige ich meine Vortragstour "A bisserl Mut tut gut" an.
Was mit einzelnen Tagesetappen und der Umrundung des Waldviertels beginnt, wandelt sich langsam in ein waschechtes Projekt, in eine Expedition mit dem Fahrrad entlang des European Green Belt - des grünen Bandes.
Waldthaler schaut zurück, ich blicke voraus, lasse meine Augen über die Wälder und Wiesen des oberen Mühlviertels schweifen. Gerade verbinde ich Vortragstätigkeit mit Routen Scouting. Die Topologie des Mühlviertels ist mir teilweise unbekannt und mit Schrecken denke ich zurück an einem Tag im August 2016 als ich auf einem Leih-Mountainbike vom AVIVA an den Moldaustausee gefahren bin. Über Stock und Stein durch den Hinterwald, wo ich ängstlich einer Gruppe gefolgt bin, um auf der Bundesstraße zurückzufahren, japsend und schnaufend, immer bergauf, bergab, bergauf, bergab.
Nun bermerke ich. Das Land Oberösterreich hat teilweise darauf verzichtet in ihre Radkarten den internationalen Radweg, den EuroVelo13 aufzunehmen. Nur an grenznahmen Punkten entdecke ich die Beschilderung. Das offizielle IronCurtain Kartenmaterial nützt mir in Österreich relativ wenig. Zu ungenau. Zu viele Änderungen an der Streckenführung.
Anfangs ärgere ich mich, jetzt erkenne ich mehr und mehr die Freiheit die darin liegt. Ich werde Teile der Route einfach selber wählen und die landschaftliche eindrucksvollsten Wege entlang fahren. Ein ermutigender und motivierender Gedanke.
Zu Fuß stapfe ich durchs Hügelland der Region Böhmerwald. In St. Stefan wandere ich den Bankerlsteig entlang und erinnere mich zurück an meine erste Begegnung mit Langstreckenrandfahrer. Vor 15 Jahren. In Neuseeland. Mit dem Mietauto überholten wir einige Menschen auf Fahrrädern. "Wie kann man sich das antun?", war mein einziger Gedanke dazu. Bis wir am Abend vor dem Heimflug in Auckland in einem B&B am Küchentisch saßen und ein nettes Ehepaar aus den Vereinigten Staaten Fish & Chips mit uns teilte und freudestrahlend davon erzählte, wir wunderbar es ist, sich mit einer Menschenstärke fortzubewegen und wie freundlich ihnen die meisten Menschen unterwegs begegnen.
Ich flog heim und dachte nicht mehr an die beiden.
Bis ich letztes Jahr anfing mich für den Eurovelo 13 - Europas längsten Radweg - zu interessieren, der sich zufällig an meiner Heimat dem Waldviertel entlangschlängelt. Die Möglichkeit in der Natur zu sein und Abenteuer zu erleben und dabei einen grünen Fußabdruck zu hinterlassen, lässt mich seither nicht mehr los.
The next step: gscheite Ausrüstung, eine Radtasche muss her
Ich werde auf die Firma Vaude und auf Tilmann Waldthaler aufmerksam.
Waldthaler hat mit dem 11. September 2016 alle Tätigkeiten zum Thema Soloreisen mit dem Fahrrad an den Nagel gehängt. Ich habe im Mai 2016 begonnen in kleinen Tagesetappen das Waldviertel zu umrunden und so fahre ich Tritt für Tritt, Kilometer um Kilometer hinein in die Welt der Verrückten und Exoten.