schnell, schneller, noch schneller ... ich pfeif drauf

 

"Du musst viiiiiiiiiiiiiel schnell werden!" und "Lass mich das machen, ich bin vielllllllllllll schneller!"

 

Parolen, wie diese begleiten mich in der Arbeitswelt. Ich fühle mich, wie ein Ackergaul dem jemand mit der Mistgabel ins Hinterteil sticht.

 

Hallo?? Hab ich irgendetwas verpasst. Muss ich mittlerweile in Lichtgeschwindigkeit arbeiten?

 

Ich frage Wikipedia. Über Geschwindigkeiten und Geschwindigkeitsrekorde.

 

Die erste Dampflokomotive der Welt brachte es im Jahr 1804 auf 8 Kilometer pro Stunde. Die Magnetschwebebahn in Japan bringt es im Jahr 2015 auf 603 Kilometer pro Stunde.

 

Die Durchschnittsgeschwindigkeit beim Fahrradfahren liegt zwischen 10 und 25 Kilometer pro Stunde. Bei der Tour de France liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei etwa 41 Kilometer pro Stunde.

 

Bei mir kommts drauf an, wie viele nette Bankerl entlang der Strecke A bis B liegen. Manchmal schaff ich 20 Kilometer, manchmal nur 2 Kilometer.

 

Schneller, schneller und noch schneller lautet vielfach die Motivation.

 

Manchmal frage ich mich, ob von uns Menschen die gleiche Geschwindigkeitssteigerung erwartet wird?

 

Als waschechte Waldvierlterin würde ich dem gerne ein "Nein, danke! Ohne mich!" entgegensetzen. Ich zähle mich klar zu dem Menschen mit einem ausgeprägten Interesse an Downshifting und Simplifying.

 

Wikipedia erklärt:

"Beim einfachen Leben wird darauf geachtet, das eigene Verhalten hinsichtlich Konsum, Besitz und Beziehungen auf Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit zu hinterfragen. Ein Übermaß an Besitz, aufgrund von Streben nach sozialem Status und Prestige, wird als hinderlich und belastend betrachtet. Man vermeidet Konsum zur Unterhaltung oder als bloße Freizeitbeschäftigung und kauft stattdessen gezielt ein. Es wird deutlich zwischen reinem Begehren und echter Notwendigkeit unterschieden. Der Lebensstil ist von der grundlegenden Haltung geprägt, weniger Dinge zu besitzen, um sich und die Umwelt mit deren Anschaffung, Bezahlung, Pflege und Entsorgung nicht unnötig zu belasten. Freizeit genießt eine hohe Wertschätzung. Beim einfachen Lebensstil erscheint unvernünftig, Lebenszeit gegen Geld einzutauschen, um Dinge in seinen Besitz zu bringen, die man nicht braucht oder Arbeitszeit aufzuwenden, um mit deren Ertrag mehr konsumieren zu können."

 

Genau!

 

Auf meiner immaginären Wiese ist die Zeit stehen geblieben, die letzten 200 Jahre sind spurlos vorübergegangen. Als disziplinierter ackernder Gaul schaue ich zu wie die ganzen Speedys und Roadrunners, die sich durch ihre ungeheure Schnelligkeit auszeichnen, an mir vorüberrasen, um sich selber zu überholen. In der Ferne höre ich noch ein "Arriba! Arriba! Andale! Andale!" Auf! Auf! Los! Los!

 

Ich rufe Speedy hinterher: "Speedy, warte! Hast du noch eine Hand frei? Bitte nimm die Mistgabel mit und bringe sie dahin, wo sie hingehört. In den Stall. Danke!"

 

Die Mistgabel ist in Lichtgeschwindigkeit da wo sie hingehört. Beim Bauern. Die Geschwindigkeit auf der Wiese richet sich nach dem was zu tun ist. Ich gehe über die Wiese und puste in den verblühten Löwenzahn, sehe den davon schwebenden Schirmchen hinterher und finde, das Leben ist im Moment garnicht so schwer.