Süße Früchtchen, Schweißperlen und ein Meer aus Tomaten

 

Gemüseanbau in Spanien. Almeria.

Ein Glashaus, ein Mann, 40.000 Tomatenstöcke.

 

Kofi aus Ghana, 28, hat Glück. Heute war das Ausharren an der staubigen Straßenecke ein Erfolg. Ein Plantagenbesitzer braucht noch Arbeiter für den Tag. Bei Temperaturen um die 50 Grad wird Kofi Tomaten ernten.

 

Mit 29.000 Hektar liegt in der Provinz Almeria die größte Gewächshaussammlung der Welt. Raffinierte Bewässerungssysteme und gezielte Nährstoffzufuhr lassen durchaus 40.000 Tomatenpflanzen pro Gewächshaus zu. Auch Paprika, Gurken, Melanzani und Melonen wachsen hier. Das Plastikmeer, so wird die Region auch genannt. Die Gewächshäuser sind weithin sichtbar, sogar bis in den Weltraum.

 

Gemüseanbau in Österreich. Horn.

Ein kleines Feld, eine Frau, 619 Erdbeerstöcke.

 

Manuela aus Heidenreichstein, 34, hat ebenfalls Glück. Die Erdbeersaison hat begonnen. Sie liebt die süßen Früchtchen. Reif sollen sie sein, dunkelrot und süß. Auf dem biologisch bewirtschafteten Feld von Helmut Fleischhacker in Zaingrub darf sie die süßen Beeren selber ernten. Ein Vertrauenssache und eine Freude. Bei wolkenverhangenen Wetter taucht sie ein ins Erdbeerfeld. Rasch bemerkt sie, Erdbeeren pflücken, will geschätzt sein. Sie bewegt sich gebückt von Pflanze zu Pflanze, schafft etwa 5 Tassen in der Stunde. Ein Knochenjob.

 

Helmuts Feld gleicht einem riesigen Gemüsegarten. Erdbeeren. Brokkoli. Karotten. Rote Rüben. Zucchini. Ringelblumen. Stangenbohnen. Basilikum. Romanasalate. Unzählige Gemüsesorten, Kräuter, Beeren und Blumen reihen sich aneinander. Regenwürmer, Käfer, Bienen, ja sogar Hasen bevölkern das Feld. Die Produkte liefert Helmut an die regionale Gastronomie.

 

Er liefert, macht Angebote, nimmt Aufträge entgegen, pflückt Erdbeeren, jätet Unkraut, bewässert, kümmert sich um einen reibungslosen Ablauf und als kleine Draufgabe auch ums leibliche Wohl seiner Helfer. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, blickt aufs Feld. Jeden Freitag wird die Ware für den Garser Viktualienmarkt vorbereitet. Heute wird Tasse um Tasse mit den reifen Erdbeeren gefüllt. Die ganze Familie hilft mit.

 

Sohn Andi macht es sogar mehr Spaß als der Dienst beim Bundesheer. „Da pflück ich lieber Erdbeeren“ sagt er und nascht eine besonders saftige Beere.

 

Ich beiße ebenfalls in eine große rote Erdbeere. Sonnengereiftes Gemüse und Obst genießt bei mir hohes Ansehen. Ich weiß um die Arbeit, die dahinter steckt und um die kurze Zeitspanne zwischen Reife und Überreife. Nehme eine faulige Erdbeere und werfe sie ins Stroh.

 

Im Agriturismo Desole in Sardinien lernte ich das Aroma sonnengereifter Tomaten kennen. In Vinicios Gemüsegarten, wenige Schritte vom Agriturismo entfernt, wuchsen sie heran, wurden täglich frisch geerntet. Serviert mit einigen Blättern Rucola, einem Schuss Olivenöl, Pfeffer und Salz. Sonst nichts. La dolce vita nahm Geschmack an.

 

Gemüse, Gemüse, Gemüse

 

In einem Gemüse-Blog finde ich einen interessanten Text:

 

„Gemüse muss man einfach lieben! Es macht Spaß, damit zu hantieren. Gemüse fordert die Sinne heraus: Es sieht immer wieder anders aus, es riecht appetitlich, frisch, anregend, und es schmeckt so wunderbar vielfältig. Gemüse in der Küche zuzubereiten, es zu waschen, zu schälen, zu schneiden – das ist ein sehr sinnlicher Ausgleich zum Arbeitsalltag und kann geradezu meditativen Charakter haben. Im Gemüsegarten überkommt einen das Gefühl, im wahrsten Sinne des Wortes geerdet zu werden. Gemüse ist lebendig. Aus einem kleinen Samenkorn wächst binnen Wochen oder Monaten eine Pflanze. Jedesmal ein kleines Wunder und zugleich ein ganz selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens.“

 

Ich packe eine Kiste Erdbeeren zusammen, bedanke mich bei Helmut und trete die Heimreise an. Aber nicht, ohne noch eine letzte Beere zu naschen. Süß. Fruchtig. Saftig.

 

 

Anmerkungen:

 

Jeden Samstag findet von Februar bis Dezember bei jeder Witterung zwischen 8 bis 12 Uhr in Gars am Hauptplatz der Viktualienmarkt statt. Gemüse. Getreide. Schafskäse. Öle und vieles Schmankerl. Gustieren, genießen und Einkaufskörbe mit frischen regionalen Waren anfüllen erlaubt.