Naturjuwelen, Weinstuben und Wassermühlen

„Mluvite nemecky o anglizky?“ frage ich die beiden jungen Männer, die mich gerade auf tschechisch angesprochen haben. „Dürfen wir uns an deinen Tisch setzen?“, werde ich sogleich in fehlerfreien Deutsch gefragt. „Klar doch“.

 

Kurze Zeit später ist eine Deutsch/Schweitzerdeutsch/Tschechisch Kommunikation im Gange – unsere gemeinsamen tschechischen Wurzeln wirken offenbar verbindend. „Was ich heute schon gemacht habe?“ werde ich gefragt. Ich erzähle, das ich zum Radfahren hier bin, es heute aber erst zu den beiden Weinstuben geschafft habe, um dort den Rose zu probieren. Ausgezeichnet wohlgemerkt. Die beiden gratulieren zu meiner Prioritätensetzung, obwohl sie selber lieber beim pivo bleiben. So beginnt mein kleines Abenteuer, Eurovelo 13, Abschnitt Weinviertel.

 

Ich bin ja eher der Typ Wald/Hügel/Wasser, wahrscheinlich parke ich genau deshalb am Rade des Nationalpark Podyji, wo mir genau ein einzelner Baum Schatten spendet. Hier in Havraniky gibt`s Weingärten, Weingärten und Weingärten und die Sonne knallt runter, das bei mir das mediterane Lebensgefühl automatisch ein Comeback feiert. Ich nasche noch von der riesigen Wassermelone, die ich auf der Herfahrt gekauft habe und spaziere entlang der unzähligen Wanderwege durch den abentlichen Nationalpark. Mit Sonne aufgetankt und glücklich schlafe ich ein.

 

Heute steht die Etappe Seefeld – Laa an der Thaya am Programm. Ich will zeitig los, damit es noch kühl ist. In Seefeld parke ich beim Freizeitzentrum, im örtlichen Nah und Frisch kaufe ich mir ein Frühstücksweckerl und dann geht es los. Endlich weht mir wieder die grenzenlose Freiheit um die Nase.

 

Von Jaroslavice bis Hevlin brauche ich kein einziges Mal schalten. Immer im höchsten Gang geradeaus. Gegen Mittag bin ich in Laa und entscheide mich dafür etwas Zeit zu verbummeln und erst am Nachmittag zurück zum Bus zu pedalieren. Gedacht. Getan. Gegen 15 Uhr nehme ich den Naturjuwelen Radweg zurück, wobei ich mich des öfteren unter einem schattigen Baum niederlasse. Mein Waldviertler Blut beginnt unter der Juli Sonne schnell zu kochen. Am Abend schwimme ich noch ein paar Runden im Freibad von Seefeld, um es wieder abzukühlen. Die Waden brennen schon jetzt, ich bin müde und zufrieden.

 

Am nächsten Tag lasse ich den Iron Curtain – Iron Curtain sein und verbringe meine Zeit bei der Wassermühle Slup. Viel Schatten, eine Hospoda und ein Radweg. Alles da was ich brauche. Wunderbar. Wer im Weinviertel diszipliniert von A nach B fährt, ohne Weinstuben-STOP und Badeaufenthalt, der darf sich mal fragen, was für ihn im Leben wirklich zählt.

 

Meine Antwort ist klar: Fröhlichkeit, Flexibilität und Abenteuerlust. Ziele setzen und auch davon abweichen können, auf den Körper hören und ihn zu gleichen Teilen mit Ruhe und Aktivität beschenken, den eigenen Horizont erweitern, offen sein für Ungeplantes. That`s it. It`s summertime and living is easy.